Am Freitag dem 3. Juli 2020 veröffentlichte die Berliner Disco Bizarre Crew "Free Love Vol. 1", ein Album voller Originale - im typischen funky Gewand. Seit 2018 betreut Disco Bizarre den Kellerfloor im KitKatClub bei den Carneball Bizarre-Partys in jeder Samstagnacht. Über die Jahre hat sich die Crew immer mehr ausgeweitet, einen Pool mit Berliner Resident-DJs aufgebaut und 2019 sogar eine eigene Platte herausgebracht. Nun ist es an der Zeit das Mutterschiff Kitty mit voller Kraft zu unterstützen, und zwar mit der ersten Kitty-Compilation ever - es folgen noch mehr! Viel Spaß mit 12 original Disco Tracks, allesamt produziert von Talenten aus dem Disco Bizarre Netzwerk. Die gesamte Compilation kostet so viel wie ein Clubeintritt, alle Erlöse gehen direkt an das Kitty. Kostenlos in die einzelnen Tracks reinhören und mehr zu den verschiedenen Künstlern des Albums: klick den Link!
Orakelte das Maiheft 2020 der Siegessäule, des schwullesbischen Berliner Stadtmagazins, noch düster, ob dies auf Grund der Corona-Krise vielleicht die allerletzte Ausgabe sei, so verkündet die Juniausgabe jetzt stolz „We Will Survive!" und teilt auch das überwältigende Ergebnis einer entsprechenden Crowdfunding-Kampagne mit. In nur sechs Wochen kamen bis zum 20. Mai schon weit über 100.000 Euro von über 1000 Spendern zusammen und Mitte Juni 2020 ist sogar das zweite Spendenziel von 150.000 Euro in greifbare Nähe gerückt, da bis dahin etwas über 1700 Spender über 147.000 Euro gespendet haben. Die Existenz dieser queeren Institution ist damit bis auf weiteres erst mal gesichert!„Auch wenn die Juniausgabe wegen andauernder Schließung unserer Orte erneut ohne einen Programmteil erscheinen muss, hat sie inhaltlich jede Menge zu bieten! Neben Hintergründen und Zahlen unserer gelungenen Spendenkampagne haben wir einen Schwerpunkt auf die anstehende Pride-Season gelegt: Was genau passiert beim ersten digitalen Global Pride am 27. Juni? Wie ist die Lage für LGBTI* in Polen, gerade jetzt in der Corona-Krise? Wie sinnvoll ist ein CSD im Netz überhaupt und was hat es mit der ebenfalls für den 27. Juni angemeldeten Pride-Demo „Berlin Pride: Save our Community, Save our Pride" auf sich?" (Siegessäule-Text)Weitere Themen der Juniausgabe sind u.a. eine Bestandsaufnahme der aktuellen Situation queerer Clubs und Bars in Berlin, ein Interview mit Kultursenator Klaus Lederer über die generelle Lage der queeren Berliner Community, eine Untersuchung der Folgen des Social Distancing im privaten Leben (in der Titelstory „Auf Abstand"), ein Bericht über die Situation an den Theatern oder über das neue Video-on-Demand-Angebot des queeren Filmverleihs Salzgeber. Der Link führt zunächst zu einem Eintrag im KitKat-Pressespiegel, zu dem jetzt noch das mittlerweile online veröffentlichte Interview mit Klaus Lederer, ein Link zu zwei neueren Artikeln über die Pride-Demo am 27. Juni sowie ein Interview auf queer.de mit dem Geschäftsführer des Salzgeber-Filmverleihs über die Auswirkungen der Corona-Krise auf das queere Kino hinzugefügt wurden.
Die am 20. Mai 2020 veröffentlichte aktuelle Ausgabe Nr. 177 der Schlagzeilen, des zweimonatlich erscheinenden BDSM-Magazins, setzt in ihrer Titelgeschichte das Schwerpunktthema aus Heft 175 zur Problematik von toxischen Beziehungen fort. Sowohl das Vorwort von Mitherausgeberin Geli als auch ein Forumsbeitrag drehen sich um die anhaltende Corona-Krise und ihre Auswirkungen auf die SM-Szene. (Man beachte das Titelbild!) Teil 2 der Fortsetzungsgeschichte „Die Diva" ist abgedruckt, die im letzten Heft Nr. 176 begonnen wurde, während eine Kolumne eine „Einführung in den sinnlichen Kapitalismus" bietet und fragt: „Warum hatten Frauen früher keinen Bock auf Sex?"Das Magazin wird wie immer ergänzt und abgerundet von Buchbesprechungen, erotischen Kurzgeschichten, heißen Bildern, Gruppen, Terminen, Adressen, Comics, Kontaktanzeigen und ähnlichem mehr. Der Link führt zunächst nur zu einer Inhaltsübersicht.
„Leona, du hast bereits mehrere Artikel über BDSM verfasst. Auch dein Debütroman „Der Defekt" verhandelt dieses Thema. Warum ist es dir so wichtig, die Öffentlichkeit dafür zu sensibilisieren?"Leona Stahlmann: „Für mich ist es wichtig, dass alle Spielarten der Liebe und der Sexualität abgebildet werden dürfen. Es gibt viel Literatur zu Homosexualität, und inzwischen wird auch ein bisschen zu Asexualität und Transsexualität geschrieben. Auch da stimmt das Gleichgewicht noch lange nicht, doch BDSM wird komplett totgeschwiegen. Es ist so wahnsinnig schwierig zu thematisieren, weil man sofort in eine Ecke mit harter Pornografie oder weichgewaschenen, antifeministischen Softpornos à la „Fifty Shades of Grey" gestellt wird. Damit hat mein Roman aber rein gar nichts zu tun. Ich wollte mich mit den weichen Instrumenten der Poesie einem Gegenstand nähern, der auf den ersten Blick hart und verschüchternd wirkt."(Aus einem Interview von März 2020 mit der Schriftstellerin Leona Stahlmann auf kulturnews.de zu ihrem Roman „Der Defekt", der im Februar im Verlag Kein & Aber erschienen ist. 272 Seiten, 22,00 Euro für die gebundene Ausgabe, 17,99 Euro für die Kindle-Version.)
„Yesterday. Love was such an easy game to play..."Der erfolglose junge Musiker Jack wird von einem Bus angefahren und just im selben Moment fällt auf der ganzen Welt für 12 Sekunden der Strom aus. Überraschenderweise kennt danach kein einziger Mensch mehr die Lieder der Beatles - bis auf Jack! Als er dieses unglaubliche Geschehen realisiert, fängt er an, die Songs der Fab Four als seine eigenen auszugeben, was aber auch für sein Liebesleben nicht ohne Folgen bleibt...Der neue Film von Regisseur Danny Boyle, dem Schöpfer von 'Trainspotting' und 'Slumdog Millionär', ist nicht nur ein großer Spaß sondern hinterfragt auch auf so spielerische wie ironisch-fantastische Weise die kollektiven Mechanismen der Erinnerung bzw. unseres kulturellen Gedächtnisses. Der titelgebende Welthit 'Yesterday' handelt bekanntlich von einer zerbrochenen Liebe, wurde im Laufe der Zeit aber auch eine Art musikalischer Beschwörung für das nostalgische aber trügerische Gefühl, daß früher generell alles besser gewesen sei. Die „zerbrochene Liebe" steht dabei in aller Regel für den Verlust der sagenhaften Welt der Kindheit und Jugend, so sie denn von Geborgenheit und Urvertrauen geprägt war. Wer andere und traumatische Erfahrungen gemacht hat, besitzt dagegen einen grundlegend anderen Blick auf seine individuelle wie auch auf die kollektive Geschichte.Schon letzten November auf DVD und Blu-ray erschienen. Der Link führt zunächst in den KitKat-Pressespiegel, in dem jetzt eine Rezension zu 'Yesterday' und auch drei Artikel über das 50jährige Jubiläum der Trennung der Beatles am 10. April 2020 ergänzt wurden und wie es dazu gekommen war.PS: Außerdem hinzugefügt wurde ein Link zum Nachspiel-Livestream von DJ CooN auf KitKatClub.TV vom 19. April 2020. In seinem Set brachte er einen Remix des Beatles-Songs 'Eleanor Rigby', ab ca. 22:40 min., der geradezu als idealtypisches Beispiel für eine gelungene Bearbeitung eines Pop-Klassikers gelten kann! Das Original wird mit wenigen zentralen Zeilen und der Melodie zitiert und so die traurig-süße Grundstimmung des Liedes eingefangen. Gleichzeitig macht der unterlegte hypnotische Beat den Song tanzbar und katapultiert ihn in den Kosmos der zeitgenössischen elektronischen Musik, verstärkt dadurch und durch die mantraartigen Wiederholungssequenzen sogar noch die euphorisch-melancholische Energie der Kernbotschaft, als perfekte Verschmelzung von Tradition und Gegenwart bzw. Wiederbelebung einer zeitlosen Essenz: „All the lonely people, where do they all come from? All the lonely people, where do they all belong?..."
„Wir sitzen in der Falle und wollen es nicht wahrhaben. Unsere politischen Konzepte sind zum Scheitern verurteilt. Wir werden da nur herauskommen, wenn wir bei uns selbst und unseren Neugeborenen anfangen. So lautet die radikale Aussage des Psychotherapeuten und Naturforschers Wilhelm Reich."Deutschlandfunk Kultur wiederholte am 18. April 2020 ein Radiofeature von Dezember 2018 über den österreichischen Psychoanalytiker und Sexualforscher Wilhelm Reich (1897-1957). Autor: Christian Wilhelm Find, Hörfunkautor, Sprecher, Klangkünstler und Gründer mehrerer trans*tonaler Hörfestivals. Länge: knapp 52 Minuten.
„Schräges Schulfernsehen für Erwachsene: Professor Schnauzbart liefert wissenschaftliche Erklärungen für kuriose Alltagsphänomene. In dieser Folge: Was passiert bei einer Erektion? Der Penis ist ein komplexes System, das Daniel Düsentrieb nicht besser erfunden hätte." (Arte-Text) Animierter und witziger Aufklärungsclip aus der Arte-Reihe 'Wer nicht fragt, stirbt dumm!', nur rund drei Minuten lang, klick den Link! PS: Wilhelm Reich unterschied übrigens immer zwischen der rein körperlich-genitalen Potenz, die sich eben in einer bloßen Erektion manifestiert und der sogenannten „orgastischen Potenz", die nur die wenigsten bzw. nur „ungepanzerte" Menschen besässen: „Orgastische Potenz: Im wesentlichen die Fähigkeit zur vollständigen Hingabe an die unwillkürliche Konvulsion des Organismus und zur vollständigen Entladung der sexuellen Erregung auf dem Höhepunkt des Sexualakts. Sie fehlt immer bei Neurotikern. Sie setzt den genitalen Charakter voraus, also das Fehlen der pathologischen charakterlichen und muskulären Panzerung. Das Konzept ist weitgehend unbekannt. Orgastische Potenz wird meist nicht von erektiver und ejakulativer Potenz unterschieden, die jedoch beide nur Vorbedingung orgastischer Potenz sind." (Wikipedia)
„Anleitungen für japanische Bondage gibt es im Internet massenhaft, doch ohne grundlegende Vorkenntnisse bleibt es ein Gefriemel. Auch die Umsetzung eigener Ideen erweist sich ohne die richtigen Seile, Knoten und Techniken als schwierig und ist mit etwas Pech sogar gesundheitsschädigend. Seit unserer Teilnahme an einem Workshop können wir uns beim Fesseln nun einfach dem Vergnügen hingeben. (...)" Ein Erfahrungsbericht in der bereits im September 2019 erschienenen Ausgabe Nr. 22 des Erotikmagazins 'Separée' gewährt Einblicke in einen Bondageworkshop mit 'Schlagzeilen'-Herausgeber Matthias Grimme und seiner Partnerin Nicole. Weitere Artikel der Ausgabe beschäftigen sich u.a. mit den Themen Body-Positivity, sexueller Mißbrauch oder größere Altersunterschiede in einer Beziehung. Die Themen der Anfang Dezember erschienenen aktuellen Ausgabe Nr. 23 sind dagegen die Verwirklichung einer Dreier-Fantasie, Sexsucht, nachhaltige Dessous und vieles weitere mehr. Der Link führt zunächst in den KitKat-Pressespiegel zu einem Interview aus Heft 22 mit den Machern der BDSM-Doku 'The Artist and the Pervert'.
„Die Welt muss poetisiert werden!" Das forderten die Romantiker Ende des 18. Jahrhunderts. Was sagen Lyrikerinnen und Lyriker heute zu diesem Absolutheitsanspruch der Poesie? Und was bedeutet ihnen die Romantik für ihr eigenes Werk?"Ein knapp 27minütiger Beitrag auf Deutschlandfunk Kultur von Ende August 2019 erinnerte an die Frühromantiker um 1800, an Novalis alias Friedrich von Hardenberg und sein Symbol der Blauen Blume (aus seinem Roman 'Heinrich von Ofterdingen') und läßt zeitgenössische Lyriker von heute über ihr Verständnis von Romantik zu Wort kommen. Friedrich Schlegel formulierte den programmatischen Anspruch der romantischen Bewegung im Jahr 1798 so:„Die romantische Poesie ist eine progressive Universalpoesie. Ihre Bestimmung ist nicht bloß, alle getrennten Gattungen der Poesie wieder zu vereinigen und die Poesie mit der Philosophie und Rhetorik in Berührung zu setzen. Sie will und soll auch Poesie und Prosa, Genialität und Kritik, Kunstpoesie und Naturpoesie bald mischen, bald verschmelzen, die Poesie lebendig und gesellig und das Leben und die Gesellschaft poetisch machen."
"Liebe Freunde & Gäste des KitKatClubs!Die Zeit ist wild, von einem Tag auf den anderen ist die Club-Welt im März zusammengebrochen. Inzwischen sind 5 Monate vergangen. Der „Virus" bestimmt inzwischen unser ganzes Dasein. Und das wird noch lange so bleiben. Die einzige Möglichkeit sich im größeren Kreis wiederzusehen ist in Außenbereichen möglich. Das heißt: Wir können zusammenkommen, aber nicht unter den alten Bedingungen.Ab diesem Sonntag dem 23.08.2020 haben wir die Möglichkeit bei unseren langjährigen Partnern am Sage-Beach unter dem Motto „Beach Bizarre" ein „Come Together" zu feiern. Dazu möchten wir Euch herzlich einladen! (...)"Weitere Informationen über den Veranstaltungsort, die genaue Uhrzeit, das Programm, die Einlassbedingungen oder den Eintrittspreis erhält man mit Klick auf den obigen Titel. Man gelangt auf eine Seite für den Ticketverkauf, dort dann den Reiter „Infos" aufrufen!
Die „Disco Bizarre", Party in der Party jede Samstagnacht in Raum 4, im Kellergewölbe des KitKatClubs, wird Plattenlabel! Am 17. Januar 2020 erscheint ihr erstes Vinyl-Baby mit insgesamt vier Songs des New Yorker DJs Son Of Lee, die Stücke sind aber auch via Streaming oder als High-quality Download verfügbar:„Four blazing Disco Edits venturing deep into American and Asian Disco by Son Of Lee from Brooklyn. He played a seamless DJ set for Disco Bizarre at KitKatClub Berlin in November 2019 and ever since we wanted to release some of his material... What a great opportunity to start up our new label, venturing deep into Italo, Disco, HiNRG and all the bizarre stuff in between!"Vorbestellungen für die Record/Vinyl-Version: 9,99 Euro, für das Digital-Album: 4,99 Euro. Alle vier Songs sind bereits jetzt schon im Netz freigeschaltet, klick den Link!UPDATE zur Record-Releaseparty in der Nacht vom 1. zum 2. Februar im KitKat: „Danke an alle, die unser frisch gegründetes Label so supporten! Natürlich darf eine Releaseparty in unserer Homebase nicht fehlen, weswegen wir am 1. Februar u.a. Son of Lee aus New York einladen, welcher die fabulösen Songs auf unserer ersten Platte DB 001 produziert hat. Wir freuen uns auf einen bunten Abend - wer noch keine Vinyl hat kann sich an diesem Abend eine mitnehmen!" (Disco Bizarre/Eintrag auf Facebook)
Die Insider streiten bekanntlich immer noch, ob der Name des Clubs sich tatsächlich aus dem berühmten Filmmusical von 1972 herleitet oder ob "KitKat" und "Cabaret" z.B. nur einen gemeinsamen Urahn besitzen, der viel weiter in die Geschichte zurückreicht. Eine weitere mögliche Inspirationsquelle für die Namensgebung wäre aber z.B. auch die Verfilmung von Nikos Kazantzakis gleichnamigem Roman 'Alexis Sorbas' mit einem mitreißenden Anthony Quinn in der Rolle seines Lebens, wobei der gefeierte Kultklassiker und weltweite Kassenschlager, der emphatisch die Lebenslust beschwört, bereits aus dem Jahr 1964 stammt. In einer Szene besucht Sorbas einen Nachtclub und für einen ganz kurzen Moment sieht man auf einem Schild den Namen des Lokals: „Kit Kat Club"!„Sorbas glaubt, dass Gott am Ende alles verzeiht – bis auf eines: Wenn ein Mann eine Frau haben könnte und sie verschmäht, kommt er in die Hölle." (Dieter Wunderlich/Alexis Sorbas)
Ältere clubspezifische Einträge siehe auch die Surftips im KitKat-Pressespiegel, Unterseite Kunst & Kultur, rechte Spalte. Klick den Link!
Von Anfang April bis Mitte August 2020 fand im Berliner Kupferstichkabinett die Sonderausstellung 'Pop on Paper' statt, als eine der ersten nach dem Corona-Lockdown und der Wiedereröffnung der Museen. Das Kupferstichkabinett präsentierte dort in zehn Kapiteln die Highlights seiner Pop Art-Sammlung, die zu den bedeutendsten Europas gehört: „Ausgehend von der US-amerikanischen Druckgraphik der 1960er-Jahre und den Pop Art-Pionieren Andy Warhol und Roy Lichtenstein entfaltet „Pop on Paper" ein stilistisch wie thematisch breites Spektrum, das von Arbeiten so unterschiedlicher Künstler*innen wie Claes Oldenburg, James Rosenquist oder Elaine Sturtevant zu Allen Jones, Sigmar Polke und Maria Lassnig nach Europa und bis in die Gegenwart reicht." (Ausstellungstext)Zu dieser Ausstellung ist ein umfangreicher Katalog mit 180 Seiten erschienen. Preis: 38 Euro.
„Die weiblichen Genitalien waren lange unerforscht und mit großer Scham behaftet. Im Unterschied zum Penis können die wenigsten eine anatomisch korrekte Vulva oder Vagina zeichnen. (...) Die Dokumentation "Vulva und Vagina" klärt darüber auf, was jeder Mann und jede Frau über die primären weiblichen Genitalien wissen sollte." (3Sat-Text) Die Gesprächsrunde von Moderator Gerd Scobel erweitert das Thema in der nach ihm benannten Sendung im direkten Anschluß um 21 Uhr und diskutiert unter der Überschrift 'Vulva: Lust und Tabu' Themen wie Genitalverstümmelung, Intim-Operationen, weibliche Scham oder lustvolles Empowerment mit den eingeladenen Expertinnen Sheila de Liz, Ann-Marlene Henning und Mithu Sanyal.
Irgendwann in grauer Vorzeit, ein schwarzer Monolith in der afrikanischen Savanne: Einer unserer äffischen Vorfahren macht eine unheilvolle Entdeckung. Jahrmillionen Jahre später, im Jahr 2001, finden die Menschen auf dem Mond ein außerirdisches Objekt, das Strahlen in Richtung des Jupiter aussendet. Ein Raumschiff mit fünf Wissenschaftlern und einem Supercomputer an Bord bricht zu einer langen Reise ins Unbekannte auf...Der Monolith. Die Menschwerdung. Der Tanz im All. Der Fund auf dem Mond. Eine Mission. Künstliche Intelligenz. Transgression. Die Geburt des neuen Menschen: Mit '2001 - Odyssee im Weltraum' errichtete Regisseur Stanley Kubrick im Jahr 1968 DEN inhaltlichen wie bildlich-ästhetischen Maßstab des Science Fiction-Films, an dem sich auch heute noch jeder engagierte Versuch messen lassen muß, mit den Mitteln des Genres eine außergewöhnliche Kinoerfahrung zu vermitteln. Durchaus nicht unumstritten, insbesondere und ausgerechnet bei konventionellen Science Fiction-Fans, die mit der entschleunigten und dialogarmen Dramaturgie oder den philosophischen Aspekten des Films wenig anfangen konnten und können. Nach der Kurzgeschichte 'The Sentinel' von Arthur C. Clarke, der auch am Drehbuch mitschrieb. Oscar für Stanley Kubrick für die besten Spezialeffekte und zahlreiche weitere Auszeichnungen und Nominierungen - und der kommerziell erfolgreichste Film im Jahr 1968: „Das American Film Institute wählte den Film auf Platz eins der besten Science-Fiction-Filme aller Zeiten." (Wikipedia)„Kubricks fantastisches Abenteuer vereint technische Utopie und kulturphilosophische Spekulation zu einer Weltraumoper von überwältigendem Ausmaß. Der kühne gedankliche Entwurf des Films wird mit nicht minder kühnen optischen Effekten und einer revolutionären Tricktechnik realisiert, die das Genre Science Fiction in den folgenden Jahren entscheidend prägten." (Lexikon des Internationalen Films)Das Arsenal im Kinomuseum am Potsdamer Platz zeigt im Rahmen ihrer 70-mm-Reihe den Klassiker, der im Super Panavision 70-Format gedreht wurde, nach einem halben Jahr Pause im September erneut auf der großen Leinwand, bereits am 1. September und am Samstag d. 19. September, jeweils um 20 Uhr. Vorführungen zu einem späteren Zeitpunkt nicht ausgeschlossen. Zu sehen ist die 143minütige englischsprachige Originalfassung, die Regisseur Christopher Nolan ('Inception', 'Interstellar', 'Tenet') 2018 zum 50jährigen Jubiläum 2018 beim Filmfestival in Cannes präsentierte: „This is a true photochemical film recreation. There are no digital tricks, remastered effects, or revisionist edits."Die Vorführung im Arsenal-Kino stellt eine große und seltene Gelegenheit dar, ein Meisterwerk der Filmgeschichte so auf der großen Leinwand zu erleben, wie es ursprünglich gedacht und für die es einst geschaffen worden war. Nicht nur die visuell-ästhetischen und tricktechnischen Aspekte gelangen hier erst zu ihrer vollen - emotionalen - Geltung sondern auch die sinnlich-dramaturgischen, die von einer ungewöhnlich ausgewählten bzw. eingesetzten Filmmusik kongenial unterstrichen und verstärkt werden, u.a. mit der überraschenden Verwendung klassischer Musikstücke z.B. von Richard Strauss ('Also sprach Zarathustra') oder Walzerkönig Johann Strauss ('An der schönen blauen Donau', in der Version des Berliner Philharmonie Orchesters, unter der Leitung von Herbert von Karajan). Die Mörderaffen-Anthropologie der Anfangssequenz, der eine Theorie des Anthropologen Robert Ardrey über die vermeintlich gewalttätige Natur des Menschen zu Grunde lag, hatte in der weiteren wissenschaftlichen Debatte allerdings keinen Bestand, die nun auch die altruistischen Dimensionen der menschlichen conditio humana gleichberechtigt neben seine aggressiven Tendenzen stellt. Die längere psychedelische Sequenz gegen Ende des Films, die schon im Symboljahr „1968" großes Aufsehen in entsprechenden Subkulturen erregte und im Laufe der Zeit Nachahmung in jüngeren Science Fiction-Filmen gefunden hat wie etwa in 'Stargate' (1994) oder in 'Interstellar' (2014) und die auch zeitgenössische Schöpfer virtueller 3D-Welten inspiriert, wirkt in ihrem intensiven Sog dagegen zeitlos wie vor über 50 Jahren (übrigens auch ein prägnantes Beispiel für einen klug weil dosiert eingesetzten Kontrasteffekt, von wegen „entschleunigte Dramaturgie"):„Ich habe versucht, ein visuelles Erlebnis zu schaffen, welches die sprachlichen Einordnungsschemata umgeht und mittels eines emotional-philosophischen Inhalts direkt zum Unterbewusstsein vordringt. Ich war bestrebt, den Film als intensiv subjektive Erfahrung zu kreieren, die den Zuschauer auf einer inneren Bewusstseinsebene erreicht, genauso wie Musik; eine Beethoven-Symphonie zu ‚erklären' würde sie entzaubern, durch die Errichtung einer künstlichen Schranke zwischen Konzeption und Wahrnehmung. Es steht jedem frei, über die philosophische und allegorische Bedeutung des Films zu spekulieren – und derartige Spekulation ist ein Anzeichen dafür, dass es gelungen ist, das Publikum auf einer tiefen Ebene zu berühren – aber ich möchte keine verbale Deutung für 2001 aufstellen, der zu folgen sich jeder Zuschauer verpflichtet fühlen wird, in der Befürchtung, andernfalls den Kern nicht erfasst zu haben." (Stanley Kubrick, Playboy Magazin, 1968)
Originaltitel: 2001: A Space OdysseyRegie: Stanley KubrickLänge: 143 (min)Darsteller: Keir Dullea, Gary Lockwood, William Sylvester...Produktionsort: Großbritannien/USAProduktionsjahr: 1968Startdatum: 11.09.68
New York, Mitte der 90er Jahre: Die junge Joanna will nach ihrem Collegeabschluß in London eigentlich Schriftstellerin werden und ein aufregendes Leben führen, doch bewirbt sich erst mal bei einer renommierten Literaturagentur, die bekannte Autoren betreut. Der berühmteste Klient der Agentur wird von allen Kollegen nur „Jerry" genannt, hinter dem sich niemand anderes als J. D. Salinger (1919-2010) verbirgt, der Schöpfer des Romans 'The Catcher in the Rye' ('Der Fänger im Roggen'), globaler Megabestseller und Kultbuch gleich mehrerer Generationen meist jugendlicher Leser! Joanna erhält die Aufgabe, die Fanpost, die an „Jerry" gerichtet ist, zu beantworten, um ihn systematisch von jeglicher Öffentlichkeit abzuschirmen. Daß sie bislang weder 'Der Fänger im Roggen' noch ein anderes Buch von Salinger gelesen hat, ist dabei nicht nur von Nachteil. Nach wahren Begebenheiten...Jerry? Wer ist denn „Jerry"? Kein Wunder, daß die neue Agenturmitarbeiterin Verständnisprobleme hat, denn auch die meisten seiner glühendsten Fans dürften Jerome D. Salinger kaum unter dieser Kurzform seines eigentlichen Vornamens kennen, die sonst mit Berühmtheiten wie Komiker Jerry Lewis, der lange die Filmrechte für 'Der Fänger im Roggen' haben wollte (und sie natürlich nicht bekam), Musiker Jerry Lee Lewis, Krimiheld Jerry Cotton oder der Cartoon-Figur aus Tom und Jerry verknüpft ist.'My Salinger Year' war der Eröffnungsfilm der diesjährigen Berlinale, die kurz vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie noch regulär über die Bühne gehen konnte. Der kanadische Regisseur und Drehbuchautor Philippe Falardeau erzählt darin souverän und berührend, aber auch etwas altmodisch und sentimental, die Geschichte einer jungen Frau auf ihrem Weg in die Welt der Literatur, wobei das ganze stark autobiografische Züge besitzt und auf dem Buch 'Lieber Mr. Salinger' von Joanna Rakoff beruht. Reale Grundlagen besitzt vor allem auch die völlige Zurückgezogenheit von Salinger, der seit Mitte der 50er Jahre in einem kleinen Ort in New Hampshire lebte, kaum Interviews gab, sich von allen gesellschaftlichen Anlässen und Verpflichtungen fernhielt, um sich ganz dem Schreiben widmen zu können. Legendär ist dabei insbesondere der Umstand, daß er nach seinem äußeren Rückzug nur noch wenige Bücher veröffentlichte, es aber eine ganze Reihe von weiteren Werken geben soll, die zunächst nur für die Schublade geschrieben wurden, um eines Tages - vielleicht - doch noch das Licht der Öffentlichkeit zu erblicken! Ein Biograph spricht in diesem Zusammenhang gar von fünfzehn(!) unveröffentlichten Büchern.Sehr wohl veröffentlicht wurde aber 1961 noch der Band 'Franny und Zooey', angeblich das Lieblingsbuch von Popstar Madonna (was auch so einiges erklärt, aber das wäre ein anderes Thema), das in zwei Erzählungen, der kürzeren 'Franny' und der deutlich längeren 'Zooey', das Leben von verschiedenen Mitgliedern der New Yorker Familie Glass behandelt. In diesen zwei Erzählungen kommt gerade auch Salingers lebenslange Beschäftigung mit spirituellen Fragestellungen und Phänomen zum Ausdruck, insbesondere mit fernöstlichen Traditionen wie z.B. Buddhismus, Hinduismus oder bestimmten Yoga-Schulen aber auch mit christlicher Mystik oder unterschiedlichen Formen ganzheitlicher Heiltraditionen und Ernährungslehren etc. Mit diesem Grundinteresse steht er in der US-Literatur seiner Zeit nicht alleine da und schon bevor die Hippiegeneration in den späten 60ern die Bücher von Hermann Hesse entdeckte, um mit 'Siddhartha' im Gepäck zu den Gurus nach Indien aufzubrechen oder mit dem 'Steppenwolf' in die Abgründe der eigenen Seele, hatten Schriftsteller wie etwa Henry Miller, Jack Kerouac, Alan Ginsberg oder eben auch Salinger in manchen ihrer Büchern die Hinwendung zu alternativer Spiritualität lange vorbereitet:„Zooey blickte kurz auf, sah seine Mutter an und schaltete mit der Nagelfeile auf die linke Hand über. „Falls es dich interessiert, die Absicht beider kleinen Bücher besteht darin, jedermann von der Notwendigkeit und den Wohltaten des Jesus-Gebets zu überzeugen. Zunächst unter der Aufsicht eines geeigneten Lehrers - einer Art christlichen Gurus - , und dann, wenn die betreffende Person bis zu einem gewissen Grad die Sache meistert, soll sie allein weitermachen. Und das wichtigste ist: es soll nicht nur für Frömmler und An-die-Brust-Klopfer sein. Du kannst ruhig den Opferstock ausräumen, aber du mußt weiter das Gebet sagen, während du ihn ausräumst. Erleuchtungen sollen mit dem Gebet kommen, nicht vorher."Zooey runzelte die Stirn, aber eher wie ein Dozent. „Es wird angenommen, daß das Gebet früher oder später vollkommen selbsttätig wird, sich von den Lippen und dem Kopf ins Innerste des Herzens bewegt und im Menschen zu einer Art automatischer Funktion wird, im gleichen Rhythmus wie der Herzschlag. Und wenn dann nach einer gewissen Zeit das Gebet wirklich automatisch ist, dann soll die betreffende Person in die sogenannte Wirklichkeit der Dinge eintreten. Das wird in keinem der beiden Bücher wörtlich ausgesprochen, aber nach der östlichen Terminologie hat der Körper sieben empfindsame Zentren, die chakras heißen, und das dem Herzen am nächsten liegende heißt Anahata, und es soll geradezu höllisch empfindlich und mächtig sein, und wenn es in Bewegung gerät, setzt es seinerseits ein anderes dieser Zentren in Bewegung, das seinen Sitz zwischen den Augenbrauen hat und Ajna heißt - es ist eigentlich die Zirbeldrüse, oder vielleicht eine Aura um die Zirbeldrüse herum - und dann, mein Schatz, öffnet sich, was Mystiker „das dritte Auge" nennen. Um Himmels willen - das ist gar nichts Neues - es hat nicht erst mit der kleinen Pilgergruppe angefangen. In Indien ist dieser Vorgang schon seit Gott weiß wie vielen Jahrhunderten als Japam bekannt. Japam, das ist einfach irgendeiner der Namen, die die Menschen Gott geben. Oder die Namen seiner Inkarnationen - oder Avatars, wenn man den Terminus technicus anwenden will. Es wird angenommen, daß du, wenn du den Namen lang genug und regelmäßig genug aussprichst und buchstäblich aus dem Herzen heraus, früher oder später Antwort bekommst. Nicht einfach nur eine Antwort, sondern eine Offenbarung."Zooey wandte sich um, öffnete das Medizinschränkchen und nahm einen hölzernen Nagelreiniger heraus. „Wer hat an meinem Nagelreiniger geknabbert?" sagte er. Er tupfte sich mit dem Handrücken kurz den Schweiß von der Oberlippe und fing an, mit dem Stäbchen die Nagelhaut zurückzuschieben.Mrs. Glass tat einen tiefen Zug an ihrer Zigarette, kreuzte ihre Beine, und während sie Zooey beobachtete, fragte sie streng: „Das ist es also, was Franny jetzt hat? Ich meine, das tut sie also jetzt und so?"„Ich nehme es an. Aber frag nicht mich, sondern sie!"(aus: 'Franny und Zooey', in der Übersetzung von Annemarie und Heinrich Böll)PS (08/20): 'My Salinger Year' könnte nach der langen coronabedingten Schließung der Kinotheater noch in dem ein oder anderen Programmkino laufen, eventuell erfolgt auch ein Neustart bzw. Wiedereinsatz in den kommenden Monaten. Eine Veröffentlichung auf DVD und Blu-ray ist noch nicht erfolgt.
Originaltitel: My Salinger YearRegie: Philippe FalardeauLänge: 101 (min)Darsteller: Margaret Qualley, Sigourney Weaver, Colm Feore...Produktionsort: Kanada/IrlandProduktionsjahr: 2020Startdatum: 20.02.20
UPDATE Januar 2021: Die Ausstellung 'Love at First Fight!' endete im Schwulen Museum Berlin mit dem zweiten Lockdown vorzeitig schon Anfang November 2020. Als digitale Ausstellung unter der Überschrift 'Queer as German Folk' sind die Bilder und Exponate aber weiterhin online verfügbar! Der Link wurde jetzt dementsprechend angepasst bzw. ergänzt:„Das Goethe-Institut USA eröffnet eine digitale Version seiner Ausstellung Queer as German Folk - die den aktuellen Stand des Diskurses zur queeren Bewegungsgeschichte in Deutschland für eine weltweite Öffentlichkeit zugänglich machen wird. Die Ausstellung ist ab dem 9. August 2020 online über queerexhibition.org abrufbar." (goethe.de)Hier noch mal der Text zur Ausstellung im Schwulen Museum:Love at First Fight! Queere Bewegungen in Deutschland seit Stonewall:Im Juni 1969 stürmte die Polizei die Bar Stonewall Inn in der New Yorker Christopher Street Day, ein Treffpunkt der queeren Szene, die schon seit vielen Jahren Razzien, Überfälle und Schikanen über sich ergehen lassen musste. Doch diesmal kam alles anders, weil die queere Community aufbegehrte und sich wehrte, um in einem tagelangen Aufstand ein Zeichen des Widerstands zu setzen, das schließlich zum Fanal und Startschuss für die jüngere Bewegung homo- und transsexueller Menschen wurde. Zum 50jährigen Jubiläum dieser Ereignisse will die Ausstellung 'Love at First Fight!' im Schwulen Museum Berlin - in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut und der Bundeszentrale für Politische Bildung - jetzt einen Blick darauf werfen, wie die Geschehnisse in New York die schwullesbische Bewegung zunächst in West-Deutschland und in der DDR und später im wiedervereinigten Deutschland beeinflusst haben, um die Verbindung und Kontinuität zur Gegenwart herzustellen:„Gezeigt wird manifestierter Widerstand: Plakate aus anderen Zeiten, Flyer, gedruckte Protestaufrufe, Underground-Fanzines, Streitschriften – denn die Ausstellung schaut auch überall dorthin, wo es geruckelt hat in der Bewegung: zu den frühen Lederschwulen-Treffpunkten in Kreuzberg etwa, oder zur feministischen Szene der DDR, zum legendären Tuntentstreit der linken Schwulen, zum so genannten Hexenprozess von Itzehoe, zur Gründung des Netzwerks Schwarzer Frauen in Deutschland, oder auch zu den heutigen Protestaktionen der trans* Bewegung." (Ausstellungstext)Der besondere formale Clou dieser Ausstellung besteht darin, daß sie komplett digital, als Datenstick plus Handbuch, existiert und „on demand" überall auf der Welt angefordert bzw. mit einfachsten Mitteln aufgebaut werden kann! Die Ausstellungsobjekte lassen sich so auf unterschiedlichste Trägermedien (Leinwände, Plakate, Flyer usw.) drucken und können dann auf mobilen Ständern aufgestellt werden: „Unsere Ausstellung soll ihren eigenen Raum erzeugen und eine Stimmung herstellen, die den Grundton unserer Narrative spiegelt." sagt Birgit Bosold, eine der Kuratorinnen, was auch eine „Lust am Wilden und Chaotischen" impliziere. „Wir zeigen ja auch nicht die eine chronologische Geschichte, die den Anspruch auf alleinige, objektiv historische Richtigkeit vertritt", ergänzt Co-Kuratorin Carina Klugbauer. „Wir legen den Fokus auf verschiedene Konflikte und Interventionen in der Bewegungsgeschichte, auch innerhalb der Bewegung selbst. Auf die Debatten, die geführt wurden oder weiter geführt werden müssen, auch mal in rauerem Ton. Und der kann sich gern auch in der Ausstellung wiederfinden."Die rund 100 Exponate umfassende und eben digital verfügbare „Wanderausstellung" wird mindestens ein halbes Jahr im Schwulen Museum zu sehen sein, um im Rahmen des Multimedia-Projekts „Queer as German Folk" des Goethe-Instituts auch in verschiedenen Goethe-Instituten in Nord- und Mittelamerika gezeigt zu werden, so in Washington, D.C., Toronto, New York, Montreal, Chicago, San Francisco, Mexiko Stadt und Guadalajara: „Unser Ziel war es, einen Erlebnisraum zu schaffen", sagt Georg Blochmann, der das New Yorker Goethe-Institut leitet und „Queer as German Folk" mit initiiert hat. „Wir wollen Geschichte und Gegenwart der Bewegung erleb- und erfahrbar machen, und das auf ganz neuen Wegen." (Ausstellungstext)
Im August 2019 wurde das 50jährige Jubiläum des Woodstock-Festivals gefeiert, das durch den Mammutfilm und ein Dreifachalbum den Mythos der Jugend- und Undergroundkultur der 60er Jahre für die Nachwelt konservierte und medial multiplizierte. Der „summer of love" als erster euphorischer Höhepunkt der Hippiebewegung war zum Zeitpunkt des Festivals schon fast zwei Jahre tot, offiziell zu Grabe getragen im Oktober 1967, wobei der zur Hymne gewordene Song von Scott McKenzie 'San Francisco' aus dem gleichen Jahr die Stimmung und den Spirit der Flower Power-Bewegung idealtypisch formulierte:„If you're going to San Francisco, be sure to wear some flowers in your hair. If you come to San Francisco, Summertime will be a love-in there."Im Herbst 2019 lief im Berliner PalaisPopulaire die Ausstellung 'summer of love - art, fashion and rockn'roll' über diese prägende Phase der Hippiebewegung im San Francisco des Sommers 1967, als hunderttausende junger Menschen in die Stadt an der Westküste der USA pilgerten, um vor dem Hintergrund des Vietnamkriegs und einer verkrusteten, konservativen Gesellschaft ein alternatives und friedlicheres Lebensgefühl zum Ausdruck zu bringen. Zu sehen waren dort über 150 Objekte und Dokumente aus jener Zeit wie z.B. Plattencover, rare Fotographien, zeitgenössische Konzertplakate, psychedelic Art oder typische Kleidungsstücke der Hippie-Mode, wobei die Ausstellung auch versuchte, Kontinuitäten und Verbindungen zur Gegenwart aufzuzeigen:„Eigens für diesen Anlass wurde die Light Show von Bill Ham rekonstruiert, mit denen Konzerte von Bands wie Jefferson Airplane oder Grateful Dead zu multimedialen, multisensorischen Events wurden - an die später auch Rave und Techno anknüpften. Die Ideale des „Summer of Love" sind wieder aktuell. Sie vermitteln einen utopischen Aufbruchsgeist – gerade für eine junge Generation, die über ihre Zukunft selbst bestimmen will und sich mit Protestaktionen und Streiks für Gewaltlosigkeit, soziale Gerechtigkeit, ökologisches Bewusstsein und ein neues Gemeinschaftsgefühl einsetzt." (Ausstellungstext)Das unaufhörliche „Reframing" prägender vergangener Ereignisse, kultureller Muster oder sozialer und geistiger Bewegungen durch spätere oder aktuelle Generationen - also die kontinuierliche inhaltliche oder formale Bezugnahme auf die Vergangenheit als ständige Bearbeitung, Interpretation, Ergänzung, Umdeutung, Kritik, Abgrenzung oder Wiederbelebung einstiger Ideale und Utopien oder ihrer kreativen Ausdrucksformen - hält den kulturellen Schaffensprozeß und den sozialen Wandel in Gang. Dabei tendiert jede Gegenwart dazu, wenngleich auch meist vorschnell, einseitig und projektiv, die Deutungshoheit über die Vergangenheit zu erlangen, wie beispielsweise gerade die Geschichte der Religionen jede Menge Anschauungsmaterial für diesen kollektiven Umdeutungsprozeß liefert, wenn ältere religiöse Bräuche, Glaubensvorstellungen, Kultstätten, Tempel, heilige Schriften, Feiertage oder Rituale umgewidmet und in die neue dominierende Heilslehre eingegliedert werden.Ein prägnantes Beispiel für dieses kontinuierliche Reframing lieferte auch die mysteriöse „fliegende Kuh" im KitKat-Gästebuch, als sie im August 2019 zum Woodstock-Jubiläum den Festivalauftritt von Jefferson Airplane zu „Somebody to Love" verlinkte und gleichzeitig einen Technoremix des Song darunter setzte, wie er auch heute in den entsprechenden Clubs gespielt werden könnte (wenn auch nicht in der Version, die regelmäßig z.B. im KitKat zu hören ist). Eine schnelle YouTube-Recherche zeigt, daß ganz unterschiedliche moderne Fassungen des Klassikers existieren, wobei die variierende Umdeutung oder Überschreibung alter Inhalte, Rhythmen und Melodien einerseits dazu dient, das überzeitliche, unveränderliche und allgemeine, das gleiche im verschiedenen, zu bewahren und weiterzutragen und doch die formalen, also hier: die musikalischen, Ausdrucksformen dem Geschmack der Zeit, dem aktuellen Lebensgefühl und veränderten Lebensumständen oder neuen Herausforderungen anzupassen. Die tiefere inhaltliche Botschaft z.B. über die Kraft der Liebe angesichts zunehmender Verzweiflung bleibt aber tatsächlich zeitlos:„Wenn sich die Wahrheit als Lüge herausstellt und alle Freude in dir erstirbt: Willst du dann nicht jemanden, den du lieben kannst? Brauchst du dann nicht jemanden, den du lieben kannst? Wouldn't you love somebody to love? You better find somebody to love!"Was es vor diesem ganzen Hintergrund dann bedeutet, daß eine Ausstellung über die einstige Underground- und Gegenkultur ausgerechnet in einem Kulturzentrum stattfand, das von der Deutschen Bank gegründet und gesponsert wurde, darf jeder für sich selbst beantworten. Ist es der späte und nachträgliche Versuch, die subversiven und auch kapitalismuskritischen Ideale der Love & Peace-Generation endgültig zu vereinnahmen bzw. zu entschärfen oder treten sie verspätet doch noch ihren Siegeszug selbst in einem der Zentren der globalen Finanzindustrie an? Um die Deutsche Bank soll es allerdings wirtschaftlich nicht besonders gut stehen, wie man hört, aber das wäre wieder ein anderes Thema.Die Ausstellung wurde ursprünglich vom Fine Arts Museum in San Francisco konzipiert, wo sie bereits 2017 zum 50jährigen Jubiläum des summer of love zu sehen war. Zu diesem Anlaß ist ein umfangreicher Katalog in englischer Sprache erschienen, der auch in der Berliner Ausstellung auslag und zum Blättern, Stöbern und Schmökern einlud. Man findet darin einen Großteil der oben erwähnten Ausstellungsexponate, Illustrationen und alle weiteren „Erinnerungsanker" einer untergegangenen Zeit abgebildet, deren Impulse weit in spätere Jugend- und Subkulturen ausstrahlten. Der Band ist außerdem angereichert mit Essays und erklärenden Hintergrundtexten, so daß man insgesamt eine so inspirierende wie kompakte Übersicht über die damaligen Geschehnisse in den Händen hält, als kleiner Ersatz für all jene, die die Ausstellung verpasst haben, wie auch ein Leser in einem Kommentar auf Amazon andeutet:„It was unfortunate that I couldn't make it there in 2017 and consequently I missed this exhibition. This volume makes me realise what a great exhibition it must have been. It has to be one of the best all round books on the Summer of Love. I don't think that there is anything new in it for "students" of the period but it does bring together a huge amount of information in one volume. It has given me many hours of browsing and I am sure will continue to do so."University of California Press, Illustrated Edition, Juni 2017 erschienen, in englischer Sprache, 344 Seiten, 32,51 Euro.
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